Eine aktuelle Analyse von EUPD Research zeigt den deutschen Stromverbrauch in 2021 wieder auf dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019. Der zu geringe Ausbaupfad der erneuerbaren Energien wird ab 2022 in Deutschland zu einer Stromlücke führen, die von etwa 50 TWh auf über 100 TWh in 2025 anwachsen wird. Das bislang windarme und regenreiche Jahr 2021 führt zu einer geringeren Stromerzeugung, insbesondere der Windenergie, und einem starken Anstieg der Kohleverstromung. Die Untersuchung ist Teil des diesjährigen Energiewende Awards, der an herausragende Energieversorger der DACH-Region vergeben wird.
Bonn. Nach dem deutlichen Einbruch der Wirtschaftsleistung im ersten Jahr der globalen Corona-Pandemie zeigt sich die deutsche Volkswirtschaft wieder im Wachstumsmodus. Die Auswirkungen von Produktionsbeschränkungen und zeitweiser Stilllegungen von Fertigungslinien lassen sich eindrucksvoll im monatlichen Stromverbrauch ablesen, wie eine Auswertung der Daten der Bundesnetzagentur durch das Bonner Beratungshaus EUPD Research offenlegt. Im ersten Lockdown ab Ende März 2020 fiel der deutsche Stromverbrauch im April und Mai um sieben bzw. acht Prozent geringer aus als 2019. Auch in den Sommermonaten Juni und Juli wurde zwischen vier und sechs Prozent weniger Strom verbraucht als im Vorjahresvergleich. Die Daten für das aktuelle Jahr legen einen klaren Anstieg des Stromverbrauches auf das Vorkrisenniveau offen. Während sich der Stromverbrauch von 2019 auf 2020 zwischen Januar und Juli von 289 auf 279 TWh verringerte, stieg der Stromverbrauch dieses Zeitraumes in 2021 wieder auf 290 TWh.
Wie bereits in den ersten sieben Monaten des Jahres sichtbar, wird auch für das Gesamtjahr 2021 ein Stromverbrauch auf Niveau des Jahres 2019 antizipiert. Die Prognose der Stromerzeugung zeigt für das Jahr 2021 zwar einen leichten Erzeugungsüberschuss, der sich allerdings wie in den Vorjahren weiter verringert. Aufgrund des zu geringen Ausbaupfades für die wesentlichen erneuerbaren Energien Windenergie und Photovoltaik, kann die verringerte Stromerzeugung infolge der Abschaltung der verbliebenen Kernkraftwerke jeweils zum Jahresende 2021 und 2022 sowie weiterer Kohlekraftwerke ab 2022 nicht mehr ausgeglichen werden. In 2022 droht entsprechend eine Stromlücke, die sich in den Folgejahren zunehmend ausweitet. Diese Erzeugungslücke wird von etwa 50 TWh in 2022 auf über 100 TWh in 2025 anwachsen.
Der Anstieg des Stromverbrauches fällt im aktuellen Jahr mit einer besonderen Wetterlage zusammen, so dass 2021 bislang ein vergleichsweise windarmes und regenreiches Jahr war. Dies lässt sich an den stark reduzierten Stromerträgen der Windenergie erkennen, die bislang um etwa ein Fünftel eingebrochen sind. Die Solarstromerzeugung ist weniger starken Jahresschwankungen ausgesetzt und bleibt in den ersten sieben Monaten des Jahres 2021 gegenüber dem Vorjahr konstant. Die Misere der Windenergie trifft im aktuellen Jahr auf gleichzeitig steigende Stromverbräuche, die nur durch konventionelle Energien ausgeglichen werden konnten. Entsprechend liefern Braun- und Steinkohle bis zu 58 Prozent mehr Strom als im Vorjahreszeitraum, was die CO2-Bilanz im deutschen Strommix deutlich verschlechtert.
„Die aktuelle Situation der Energiewirtschaft im Jahr 2021 und insbesondere die Aussicht auf die kommenden Jahre stellt die Dringlichkeit eines massiven Ausbaus der erneuerbaren Energien klar heraus. Die Photovoltaik bietet sich hier als erneuerbarer Energieträger mit enormem Potential an, um verbrauchsnah, unbürokratisch und schnell skalierbar, grünen, berechenbaren Strom zu liefern. Jedoch müssen auch hierzu die notwendigen Rahmenbedingungen, zuvorderst die Kapazitäten für Kurzfrist- und saisonale Speicherung geschaffen werden. Nur im Strommix verschiedener erneuerbarer Energieträger und flächendeckender Speicherinfrastrukturen, lässt sich die Energiewende, auch im Kontext windarmer Perioden, umsetzen.“, kommentiert Dr. Martin Ammon, Geschäftsführer der EUPD Research.
Energiewende Award für Energieversorger
Bereits zum fünften Mal werden im Rahmen der Innovationsplattform „The smarter E Europe Restart 2021“ am 7. Oktober 2021 die innovativsten Energieversorger mit dem Energiewende Award ausgezeichnet. Der Award richtet sich an Energieversorger, die mit ihrem Engagement im Besonderen die Energiewende in der DACH-Region vorantreiben. Initiatoren des Projektes sind das DCTI Deutsches CleanTech Institut, The smarter E Europe und EUPD Research. Der Energiewende Award wird bereits im dritten Jahr in Folge von unserem Partner Vaillant unterstützt.
Weitere Informationen zum Energiewende Award finden Sie unter www.energiewende-award.de. Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an Saif Islam, unter +49 (0) 228 97143-20 oder islam[at]energiewende-award.de.