Ende 2020 sind 1,3 Millionen Photovoltaik-Anlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland installiert. Eine Analyse von EUPD Research bestätigt eine durchschnittlich erreichte Sättigung von elf Prozent. Auf Bundesländerebene erreicht Baden-Württemberg mit 21 Prozent den Spitzenwert. Insbesondere in Ostdeutschland besteht noch ein sehr hohes Solarpotenzial. Die durchschnittliche Anlagengröße im Kleinanlagensegment erreicht in 2020 bereits 7,5 kWp. Die Wirkung der EEG-Novelle mit der Anhebung der EEG-Umlagegrenze auf 30 kWp ist in den aktuellen Installationszahlen deutlich sichtbar.
Bonn. Allein im vergangenen Jahr 2020 hat sich eine Rekordanzahl von gut 150.000 privaten Haushalten entschlossen, die Kraft der Sonne zu nutzen und vor Ort mit der eigenen Photovoltaik (PV)-Anlage Ökostrom zu erzeugen.[1] Dies ist ökologisch für die erfolgreiche Energiewende notwendig und wirkt sich finanziell auch noch positiv für den Anlagenbetreiber aus. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sehen sich auch im Jahr 2021 mit steigenden Strompreisen konfrontiert. Auswertungen vom Jahresbeginn zeigen hier einen durchschnittlichen Strompreis für private Haushalte von 31,89 Eurocent je Kilowattstunde.[2] Dem gegenüber stehen die Stromgestehungskosten von unter zehn Eurocent je Kilowattstunde bei einer neu installierten Photovoltaik-Anlage.
Eine aktuelle Untersuchung zum deutschen Photovoltaik-Markt durch das Bonner Beratungshaus EUPD Research im Auftrag des Speicherherstellers E3/DC zeigt, dass bis Ende 2020 bereits 1,3 Millionen Photovoltaik-Anlagen auf deutschen Ein- und Zweifamilienhäusern zu finden sind. Zur Berechnung des bestehenden Solarpotenzials gilt es, die Anzahl an geeigneten Dachflächen zu ermitteln. Während in ländlich geprägten Landkreisen aufgrund größerer Grundstücke und geringerer Verschattungen ein Großteil der Ein- und Zweifamilienhäuser zur Errichtung einer Photovoltaik-Anlage geeignet ist, beschränkt sich im städtischen Raum das Potenzial auf die Hälfte dieser Gebäudeklasse. Insgesamt ergibt sich damit eine Anzahl an Ein- und Zweifamilienhäusern mit Photovoltaik-Eignung in Deutschland von 11,7 Millionen.
Gemessen an der Anzahl geeigneter Dachflächen offenbart die EUPD Analyse ein offenes Potenzial von 89 Prozent auf Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland. In der regionalen Betrachtung der nachfolgenden Abbildung fällt hierbei auf, dass im Süden Deutschlands die Sättigungsquoten auf Ebene der Landkreise am höchsten ausfallen. Im Gegensatz hierzu lassen sich insbesondere im Osten Deutschlands noch höhere Potenziale erkennen. Im deutschlandweiten Vergleich zeigt der Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt mit einer Sättigungsquote von 3,4 Prozent den geringsten Wert.
Unter der Zielsetzung einer CO2-neutralen Gesellschaft muss zukünftig der Einsatz fossiler Brennstoffe generell vermieden werden. Hier bietet sich die Sektorenkopplung, das heißt der Einsatz von Ökostrom auch im Wärme- und Mobilitätsbereich, an. Im privaten Haushalt bedeutet dies die Wärmebereitstellung über eine Wärmepumpe oder Elektroheizung und die Nutzung von Elektrofahrzeugungen. Diese Sektorenkopplung geht mit einer entsprechenden Erhöhung des Strombedarfs einher, der sich für einen Durchschnittshaushalt gegenüber klassischen Heizungstechnologien und Pkw mit Verbrennungsmotoren auf etwa 10.000 kWh verdreifacht.
Hocheffizienzmodule erlauben heute bereits auf kleinen Dachflächen eine installierte Solarleistung, die einen Großteil dieses wachsenden Strombedarfes decken kann. Über die letzten Jahre lässt sich bereits eine kontinuierliche Zunahme der durchschnittlich installierten Anlagenleistung im Kleinanlagensegment feststellen. Dieses Segment reicht von Kleinstanlagen bis hin zu einer Leistung von zehn kWp. Ausgehend von 2016 mit 6,4 kWp als Durchschnitt aller Neuinstallationen bis zehn kWp wurden in 2020 bereits 7,5 kWp erreicht.
Ein Großteil der PV-Kleinanlagen wird heute mit einer Speicherlösung ergänzt, um den produzierten Solarstrom direkt vor Ort nutzen zu können. Mit dem Anstieg der durchschnittlichen PV-Anlagengröße hat sich ebenso die im Durchschnitt installierte Nettokapazität der Speicher auf mittlerweile acht kWh erhöht. Somit werden Eigenverbrauchsanteile von 60 Prozent und deutlich höher erreicht.
„Bereits die Analyse nach Anzahl der Dachflächen legt ein enormes Solarpotenzial bei Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland offen. Neben der reinen Anzahl wächst seit Jahren auch die durchschnittliche Anlagenleistung, sodass zunehmend die Dachpotenziale für die Photovoltaik nicht einzig quantitativ, sondern ebenso qualitativ genutzt werden“, ergänzt Dr. Martin Ammon, Geschäftsführer der EUPD Research.
Mit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zum Januar 2021 wurde die Grenze für die Befreiung von der anteiligen EEG-Umlage auf Eigenverbrauch für PV-Anlagen bis zu einer installierten Leistung von zehn kWp auf 30 kWp erweitert. Entsprechend werden zukünftig mehr Photovoltaik-Systeme auf Ein- und Zweifamilienhäusern eine installierte Leistung über zehn kWp aufweisen. Die Wirkung der Gesetzesänderung lässt sich bereits im Vergleich der Monatswerte für Januar und Februar feststellen. Folglich hat die Anzahl an PV-Anlagen zwischen zehn und 15 kWp im Jahresvergleich um 248 Prozent zugenommen.
Analog zur bisherigen Entwicklung ist zu erwarten, dass diese neue Klasse an PV-Kleinanlagen über zehn kWp gleichermaßen mit entsprechend größeren Speichereinheiten kombiniert wird. Gerade die Elektromobilität erhöht den Strombedarf deutlich, wobei bei der Nutzung des E-Autos im Berufsalltag das Laden am Abend und in der Nacht konträr zum Erzeugungsprofil der Photovoltaik steht. Hierbei bieten Speicherlösungen in Kombination mit Energiemanagementsystemen die Möglichkeit, den eigenen Solarstrom zum Laden des Elektrofahrzeuges zu verwenden und somit ökologisch und ökonomisch die optimale Allokation für die eigene Elektromobilität zu finden.
Dr. Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer der HagerEnergy GmbH, konstatiert: „Das stark wachsende Photovoltaik-Marktsegment offenbart zugleich das enorme Potenzial für Speicherlösungen. Steigende Anlagengrößen in der solaren Stromerzeugung und neue Stromverbraucher im Haushalt wie Elektroautos verstärken zudem die Notwendigkeit, mit Speichern die Verfügbarkeit von Solarstrom im Gebäude zu optimieren.“